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07. August - Tag 32 Von Helmstedt nach Weferlingen (21 km)

Autor: Eckhard 09.08.2015
grenzpate.de - 07. August - Tag 32
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Ich bin wieder um 5 Uhr aufgestanden und um 6:30 losgewandert. Das ist bei der Hitze optimal, morgens wacht die Natur auf ( leider auch die Mücken ), die Luft ist frisch und die Temperatur angenehm.
Es ist super zu laufen und ich war schon gegen 12 Uhr in der Pension. Endlich habe ich Zeit, mir das Dorf anzusehen und mit den Einheimischen zu sprechen. Die Hetze und Kilometer-Jagd der ersten Wochen hat mir diese Möglichkeiten nicht gegeben, oder besser gesagt, ich habe sie nicht genutzt. Wahnsinn, es ist wie im Leben.

Ein Ziel zu haben ist super, sich darin zu verbeißen ist eher schädlich für die Lebensfreude. Und ich habe mich in vielen Jahren meines Lebens verbissen und das wäre auch auf der Wanderung passiert, wenn nicht euer hilfreiches Feedback mich zur Überprüfung meines Wanderziels gebracht hätte. Und ich kann diese Unterstützung endlich annehmen, dafür vielen Dank.

Natürlich zahle ich auch für das frühe Aufstehen einen Tribut, um 21 Uhr fällt bei mir der Hammer.

Insgesamt ist es aber ein viel leichteres und freudigeres Wandern. Ich höre gerne den Menschen zu, und es gibt so viele Geschichten zu dem Leben an der Grenze. Die Menschen in den Grenzdörfern sind größtenteils sehr offen. Gestern Abend habe ich mit einem Ehepaar im Lokal "Steinkrug" an einem Tisch gesessen und die haben mir von der Zeit der DDR erzählt.

Es gab nette, gute Zeiten und natürlich viel Regulierung und Bevormundung. Eine kuriose Geschichte ist, dass der Mann bei der Feuerwehr war und es im Grenzstreifen ein Feuer gab. Bei den Löscharbeiten waren 6 Feuerwehrleute mit der Brandbekämpfung und 19 Soldaten zur Sicherung der Grenzsicherung im Einsatz. Und der Löscheinsatz konnte erst beginnen, wie die Wachmannschaft vollständig vor Ort war. Es war "Gott sei Dank" nur ein Fahrzeugbrand eines Wachfahrzeugs ohne Personenschaden. Viel zu retten war nach der langen Zeit nicht mehr.

Oder dass man abends in der Kneipe nach ein paar Bier lieber nicht zu seiner Frau sagte: "Lass uns abhauen".
Denunzianten bekamen 100 Ostmark und davon gab es anscheinend viele. Und die Dörfer, die ich jetzt sehe und wahrnehme, haben alle eine spannende Geschichte zu erzählen. Leider ziehen die jungen Leute aber weg, sodass die Dörfer ums Überleben kämpfen.

Und Weferlingen hat viele alte Fachwerkhäuser und historische Gebäude. Die nette Dame vom Heimatverein hat mir in ihrer freien Zeit die Burg gezeigt. Der Ort war im 19. Jahrhundert sehr begehrt, da es hier schon ein Gymnasium gab. Die Wanderung macht mir immer mehr Freude, ich entdecke einige Muster in mir.

Wenn jetzt noch meine Schmerzen im Bein abklingen wäre es super.

Von der Wanderung selber gibt es gar nicht so viel Neues zu berichten. Die Plattenwege sehen überall gleich aus und mir ging es auf der Wanderung gut. Ich bin jetzt im nördlichen Tiefland angekommen, sodass die Höhenunterschiede keine große Rolle mehr spielen. Es ist für mich ein riesiger Gewinn, bewusster und aufmerksamer die Reise wahrzunehmen. Ich freue mich auf morgen.

Euer Grenzpate

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